Vortragsreihe Wintersemester 2023/24
VORTRAGSREIHE DES IZEA im Wintersemester 2023/24
Licht auf die Worte. Philologien der Aufklärung aus internationaler Perspektive
In Kooperation mit dem DFG-Projekt "Genealogie der Philologie" am Standort Halle
Licht auf die Worte. Philologien der Aufklärung aus internationaler Perspektive
Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA), Halle a.d. Saale
Organisation: Dr. des. Na Schädlich (IZEA)
Die Erzählung von der großen Errungenschaft der ›modernen Philologie‹ hat eine reiche Tradition im deutschsprachigen Raum. Ihre Kontinuität seit der Spätaufklärung bis heute verdankt sich letztlich der relativ stabilen Gestaltung der intellektuellen Öffentlichkeit und der Bildungspolitik in deutschsprachigen Gebieten. Doch wie wird die ›moderne Philologie‹ in der internationalen Rezeption wahrgenommen? Und überhaupt: Worauf referierte und referiert der Begriff ›moderne Philologie‹ in anderen Sprachräumen?
Tatsächlich ist das Wort ›Philologie‹ spätestens seit dem späten 19. Jahrhundert nicht nur für einen weiten Teil der europäischen und amerikanischen Gelehrten ein normativer Bezugspunkt, sondern auch für Gelehrte aus Asien, die mit ›dem Westen‹ in Kontakt kamen. Die Karrierewege eines ›Leitkonzepts‹ in den Ländern und Regionen verdient eine genauere Betrachtung. Gerade in Ländern und bestimmten Epochen, in denen man den neuen Begriff entweder zunächst domestizieren oder sich neu aneignen muss, fällt ein Phänomen auf, das im Gegensatz zur herkömmlichen Geschichte der deutschen Philologie steht. Nämlich, dass nicht die ›Professionalisierung‹ des philologischen Handwerks, sondern der aufklärerische Nutzen an erster Stelle steht. Eine praktische Allianz von Philologie und Politik rückt so ins Zentrum. Und ihre Hauptbesonderheit besteht darin, dass sie überall, bei aller Ungleichzeitigkeit der regionalen Kulturen, durch einen starken Schub von Geschichtsphilosophemen und -ideologemen unterschiedlichster Arten angetrieben wird. Unter derartigen Voraussetzungen wirken die Philologen im Bildungswesen und in meistens speziell geregelten Debattenräumen. Dabei greifen sie, als Vertreter der Schrift und des Wortes, sowohl auf wissenschaftliche als auch auf literarische Mittel der Kommunikation zurück.
Die Vortragsreihe möchte die Praxen der Philologien der ›Aufklärung‹ im dargestellten Sinn anhand von vier Beispielen mit inter-nationaler Dynamik als Problemfeld entdecken. Der Blick reicht vom deutsch-niederländischen Austausch um 1800 über den griechisch-›westeuropäischen‹, französisch-deutschen im 19. Jahrhundert bis hin zu der chinesisch-›westlichen‹ Spannung im 20. Jahrhundert.
Diese Vortragsreihe gehört zu den Veranstaltungen des DFG-Projekts ›Genealogie der Philologie. Zur formativen Phase der Klassischen, Biblischen und Neueren Philologie (1777−1818)‹ am Standort Halle (Kontakt: Prof. Dr. Daniel Weidner, daniel.weidner(at)germanistik.uni-halle.de; Dr. des. Na Schädlich, na.schaedlich(at)izea.uni-halle.de).
6. November 2023
Zwischen Renaissance und Revolution: chinesische „Aufklärungen“
1910-1980 und die Philologie
Dr. des. Stefan Christ (Erlangen)
27. November 2023
Ein Philologe als Politiker. Adamantios Korais (1748-1833) und die
ambivalente Lösung der neugriechischen Sprachfrage
Prof. Dr. Georgios Sagriotis (Athen/Patras)
11. Dezember 2023
Literatur und das Problem der Philologie bei Anatole France (1844-1924)
DR Guillaume Métayer (Paris)
15. Januar 2024
Epos und Philologie in den Niederlanden um 1800
Prof. Dr. Kai Bremer (Berlin)
Organisation: Dr. des. Na Schädlich
Die Vorträge beginnen jeweils um 18 Uhr c.t. Sie finden in Präsenz im Christian-Thomasius-Zimmer statt und werden per Video übertragen.