Workshop: /Vielheit/ gestern und heute. Das Gedächtnis der Pluralität - Till van Rahdens "Vielheit" in der Diskussion
Workshop
27.–28. Juni 2024
/Vielheit/ gestern und heute. Das Gedächtnis der Pluralität - Till van Rahdens „Vielheit“ in der Diskussion
Leitung und Organisation: Prof. Dr. Stephan Braese (RWHT Aachen), Prof. Dr. Ottfried Fraisse und Prof. Dr. Daniel Weidner
Ort: IZEA, Christian-Thomasius-Zimmer
Die aktuellen Diskussionen über Diversität und Pluralität ebenso wie die Diskussionen um Mehrheitsgesellschaft, Integration und Leitkultur haben eine Vorgeschichte, die zu untersuchen aktuell vielleicht nötiger ist denn je. Dabei ist es im langen 19. Jahrhundert gerade und vor allem die Geschichte der Juden in Deutschland, an der sich die semantischen Zwänge solcher Konzepte ebenso zeigen wie die Potentiale, alternativ und anders über die Heterogenität moderner Gesellschaft nachzudenken. Der Workshop nimmt Till van Rahdens Buch Vielheit. Jüdische Geschichte und die Ambivalenzen des Universalismus von 2023 zum Anlass, um diese Geschichte und ihre Implikationen zu diskutieren.
In der Tat lagen die Perspektiven deutscher Jüdinnen und Juden oft quer zu Konzepten wie Pluralität, Identität oder Universalität. Ihr Gedächtnis vermag Potentiale zu erschließen, die nicht immer auf einem sich ausschließendes Verhältnis dieser Kategorien beruhen. Ihre Biographien und ihr Werk vermögen, die Verflechtung von Universalismus und Identität zu veranschaulichen, und richten den Blick nicht zuletzt auf eine dringend angezeigte Weiterentwicklung des Projekts der Aufklärung, Wie kann es viele Universalismen geben, ohne den Begriff des Universalen zu untergraben? Wie lassen sich Identitäten stärken, ohne einem Zusammenleben auf Kosten universaler Ansprüche das Wort zu reden?
Van Rahdens Buch zeichnet die Entwicklung von einer konkreteren Sprache der Vielheit zu einer hoch abstrakten Rede von der Vielfalt nach, in deren Rahmen sich auch vermeintlich entlegene Debatten wie die über die bürgerliche Gesellschaft oder auf den ersten Blick harmlose Begriffspaare wie die von Mehrheit und Minderheit verstehen lassen. Die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte macht deutlich, wie der Nationalismus, aber auch das demokratische Prinzip der Gleichheit neue politische und soziale Semantiken erzeugt, die ihrerseits heterogen und veränderlich sind. Sie stößt auf komplexe Diskussionen etwa über die Assimilation sowie auf heute vergessene Alternativen wie die Rede von der Mannigfaltigkeit oder von Stämmen. Und sie stellt Fragen, die der Workshop diskutieren will: Inwiefern lassen sich jüngere Theorien kultureller Differenz in diesen Rahmen eintragen? Was sind die Chancen und Grenzen einer Begriffsgeschichte solcher Sprachen? Lässt sich so etwas wie ein horizontaler oder lateraler Universalismus denken?
Kontakt und weitere Informationen:
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