Vortrag: Das queere Potential romantischer Subjektentwürfe in Briefen Herzog Augusts von Sachsen-Gotha-Altenburg
Vortrag
Vortragsreihe des IZEA im Sommersemester 2023
Aufklärung und Geschlecht. Ambivalenzen, Brüche, Utopien
Organisation und Leitung: Dr. Jana Kittelmann
Mit dem Thema „Aufklärung und Geschlecht“ will die Vortragsreihe ein Forschungsfeld in den Blick nehmen, das seit den 1980er Jahren bis heute im Fokus wissenschaftlichen Interesses steht. „Geschlecht“ bzw. „Geschlechterbilder“ erweisen sich als geradezu prädestiniert für immer wieder neu generierte Forschungsansätze, Ausdifferenzierungen, Modifizierungen, Aktualisierungen, Neubearbeitungen, veränderte Kriterien und Deutungsmuster. Sozialhistorische, kulturelle, politische, religiöse, medizinische, mediale und zunehmend praxeologische Ansätze prägten und prägen die vielfältigen Zugänge und dokumentieren zugleich die ‚Vielstimmigkeit‘ aufklärerischer Geschlechterdiskurse.
Hier will die kleine Vortragsreihe ansetzen und Einblicke in aktuelle Forschungsarbeiten und Forschungsperspektiven eröffnen. Dabei kann und soll es weniger um eine – mittlerweile breit erforschte – politische und gesellschaftliche Ordnung der Geschlechter sowie um die dualistische Ausrichtung des Geschlechterdiskurses (Männlichkeit=Vernunft/ Weiblichkeit=Gefühl) im 18. Jahrhunderts gehen. Vielmehr sollen neben etablierten Modellen von aktiver Männlichkeit und passiver Weiblichkeit alternative Konzepte von Geschlecht näher beleuchtet werden.
Zu fragen wäre dabei, inwiefern sich in der Aufklärung Ideen und Konzepte finden, die von heterosexuellen und patriarchalisch organisierten Geschlechterordnungen abweichen? Gibt es in der Aufklärung sowohl Prozesse der ‚ideologischen Schließung‘ als auch der ‚utopischen Öffnung‘ des Diskurses? Wenn ja, wo finden diese Prozesse statt? Welche Rolle spielen dabei literarische Texte, Ego-Dokumente wie Briefe und Tagebücher oder bildkünstlerische Objekte?
Neben Fragen nach einer geschlechtlichen Codierung von Sammel-, Lektüre- und Schreibpraktiken sowie historischen Erfahrungs- und Handlungsräumen sollen auch gattungspoetologische Überlegungen ins Blickfeld rücken. So scheinen sich beispielsweise homoerotische Formen des Begehrens vor allem in literarischen Gattungen und Textsorten wie dem Brief, dem Lied, der Idylle oder dem Schäferspiel zu finden. Andererseits trifft man etwa in der Kriegslyrik der Zeit auf zahlreiche Beispiele dichtender Frauen, die in ihren Oden und Liedern den archaischen, gewalttätigen und kriegslüsternen Tenor der Texte ihrer männlichen Kollegen nicht selten noch übertreffen. Darüber hinaus sind Forschungen aus der Philosophie und der Wissenschaftsgeschichte von Relevanz, in denen sich neue Blickrichtungen auf die natürliche Ordnung der Geschlechter im 18. Jahrhundert abzeichnen.
Zu fragen und zu diskutieren wäre schließlich auch, ob bereits Formen queerer Abgrenzungen gegenüber einer Heteronormativität in der Epoche der Aufklärung existieren. Die Vortragsreihe ist interdisziplinär angelegt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen werden dabei zu Wort kommen und verschiedene Perspektiven auf die Thematik eröffnen.
Vortrag:
24. April 2023
Das queere Potential romantischer Subjektentwürfe in Briefen Herzog Augusts von Sachsen-Gotha-Altenburg
Dr. des. Patricia Kleßen (Jena/Halle)
Die Vorträge beginnen jeweils um 18 Uhr c.t. Sie finden – bis auf den Vortrag von Angela Steidele in Präsenz im Christian-Thomasius-Zimmer statt und werden per Video übertragen.
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