Die Revolution der Tugend. Geschichte, Politik und Literatur 1789–1815
Workshop
Im ausgehenden 18. Jahrhundert erfährt das Verhältnis von Tugend und Politik tiefgreifende Wandlungen. Die Reflexion über ›öffentliche Tugend‹ markiert einen nicht unerheblichen Teil der philosophischen Debatten der Spätaufklärung. Neben der amerikanischen Revolution sind es vorrangig die Ereignisse der französischen Revolution, insbesondere die Entstehung der Republik 1792 und der Übergang zur Schreckensherrschaft um 1793/94, die dem Begriff der ›öffentlichen Tugend‹ besondere Brisanz verleihen und ihn zugleich problematisch werden lassen. Unter Rückgriff auf republikanische Traditionen zumeist römischer Herkunft wird nämlich ›Tugend‹ radikalen Politisierungsmaßnahmen unterzogen. Sie marschiert fortan an der Spitze der politischen Diskurse verschiedener Fraktionen und dient nicht zuletzt der Rechtfertigung bestimmter Handlungsweisen, die im Namen der Revolution und im Rahmen einer Notstandsgesetzgebung menschenrechtskonforme Verfahren suspendieren. Dabei handelt es sich um zeitgeschichtliche Phänomene, die von der zeitgenössischen Publizistik und Literatur auch in den deutschen Territorien mit Sorge (und Sorgfalt) wahrgenommen und eingehend kommentiert werden. Evident erscheint dabei sogleich die Kluft, die sich zwischen aufklärerischem Erbe und konkreter politischer Praxis aufgetan hatte. Zeitungsberichte, Zeitschriftenbeiträge, zusammen mit Romanen, Theaterstücken und Tagebüchern zeugen von dieser Reflexion und stellen eine Fundgrube für historisch ausgerichtete, problem- und ideengeschichtlich inspirierte Untersuchungen zum Thema dar, die es in vielerlei Hinsicht noch auszuwerten gilt. Denn die Umbruchsphase der Begriffsgeschichte von ›Tugend‹, die sich um 1800 abzeichnet, ist bis heute nur teilweise wissenschaftlich erschlossen.
Von diesen Prämissen ausgehend, soll im Rahmen eines interdisziplinären Workshops am IZEA in Halle versucht werden, aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Ansätzen diese signifikante Phase der Begriffs-, Kultur- und Literaturgeschichte von ›Tugend‹ näher und kritisch zu beleuchten.
Wiss. Organisation: Prof. Dr. Daniel Fulda, Dr. Guglielmo Gabbiadini, Prof. Dr. Andreas Pečar
19. Oktober- 20. Oktober 2016
IZEA, Christian-Thomasius-Zimmer
Kontakt und weitere Informationen:
Dr. Guglielmo Gabbiadini
guglielmo.gabbiadini(at)unibg.it
Kontakt und weitere Informationen:
Tel.:+49 (0)345 55 21781
izea(at)izea.uni-halle.de