Flucher, Dr. Elisabeth
Gastwissenschaftlerin, Gerda Henkel-Stipendium für Wissens- und Wissenschaftsgeschichte am IZEA
Herkunftsuniversität: Universität Siegen, Deutschland
Laufzeit des Stipendiums: 1.4.-30.6.2024
Kurzvita
Studium: 2006-2012, Universität Wien, Philosophie
Wissenschaftliche Anstellungen bzw. Tätigkeiten:
2018-2021, Universität Osnabrück, Institut für Germanistik
2021- Universität Siegen, Germanistisches Seminar
Wissenschaftliche Funktionen und Mitgliedschaften:
Nietzsche-Gesellschaft, DGV, DGEJ
Forschungsprojekt am IZEA
Zusammenfassung:
Das Projekt ‚Schreibweisen der Hypochondrie (1670–1830)‘ zielt auf eine umfassende Rekonstruktion literarischer und wissenschaftlicher Verhandlungen der Hypochondrie im langen 18. Jahrhundert. Es ist in der germanistischen Literaturwissenschaft angesiedelt, integriert jedoch komparatistische und interdisziplinäre Bezüge, insbesondere der Wissenschaftsgeschichte.
Das 18. Jahrhundert gilt als ‚Zeitalter der Hypochondrie‘. Mit dem Bedeutungswandel von einer humoralpathologischen Erkrankung der Eingeweide hin zu einer imaginären oder eingebildeten Krankheit (um ca. 1670) gewinnt die Hypochondrie an Bedeutung für das soziale Selbstverständnis des Bürgertums. Vergleichbar mit der Melancholie wird die Zuschreibung der Hypochondrie im 18. Jahrhundert von bürgerlichen Gelehrten noch als sozialer Statusgewinn verbucht. Hypochondrie fungiert demnach als sozialer Code, bleibt in seiner Bewertung jedoch ambig (auch: Simulationsverdacht, Feminisierung), bis sich der Diskurs um Hypochondrie, Hysterie und Melancholie im 19. Jahrhundert neu formiert. Das Projekt leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einer Sozialgeschichte der Krankheit im langen 18. Jahrhundert.
Veröffentlichungen aus dem Bereich der Aufklärungsforschung
Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden:
»Sterben Sie weise!« – Dramatisierungen der Hypochondrie in Fallerzählungen des 18. Jahrhunderts. In: Kristen Ann Ehrenberger und Alys X. George (Hg.): Medical(ized) Bodies in the German-Speaking World. Seminar. A Journal of Germanic Studies 59/1 (2023), S. 44–68.
Eingebildete Krankheit – Krankheit der Einbildungskraft. Zur Diskursgeschichte der Hypochondrie im 17. und 18. Jahrhundert. In: Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit 26/3-4 (2022), S. 379-405.