Abel, Sebastian
Universität Trier
Stipendium für Aufklärungsforschung
Aufenthalt: 07.01.2019 - 07.04.2019
Zur Person
Geboren 1990
Studium der Germanistik und Philosophie von 2010-2016
WHK an der Kant-Forschungsstelle der Universität Trier
Forschungsprojekt
Metaphysik und Wunderkritik – Spinoza, Wolff, Reimarus
Ausgehend von den in Leibniz' Theodizee entwickelten Gedanken - genauer der in dieser Schrift enthaltenen "Deduktion" einer vollkommenen Welt - soll untersucht werden, ob und wie eine göttliche Intervention unter Beibehaltung jener metaphysischen Prämissen denkbar ist. Es wird zu zeigen sein, dass insbesondere Wolff, Leibniz' Theorie aufgreifend, ein geschärftes Problembewusstsein besitzt, aber dennoch an der Möglichkeit und Wirklichkeit des Wunders festhält - nicht zuletzt deswegen, weil er auch die göttliche Offenbarung als "ein Wunder-Werck an der Seele" (Dt. Metaphysik, § 1011) betrachtet. Spinoza, dem Wolff einen unwissenschaftlichen bzw. trivialen Wunderbegriff unterstellt, entfaltet seine Kritik bekanntlich in seinem Tractatus theologico-politicus, doch es drängt sich hier nicht bloß die Frage auf, ob Wolff zu Recht ein niedriges Reflexionsniveau unterstellt, sondern es ist in Bezug auf die Ethica auch zu fragen, ob das Wunder im Kontext der dort entwickelten Substanzmetaphysik überhaupt eine Denkbarkeit darstellt. Reimarus' Werk, d.h. hier insbesondere die Apologie, ist in diesem Problemzusammenhang von besonderem Interesse, weil sich Reimarus - freilich ohne dies zu erwähnen oder auch nur anzudeuten - der Hermeneutik Spinozas bedient, andererseits aber an der Vorstellung einer vollkommenen Welt, wie sie von Leibniz entworfen und von Wolff tradiert wurde, festhält und aus ihr die Unmöglichkeit eines Wunders zu erweisen versucht.