Dr. Tinca Prunea-Bretonnet
Dr. Tinca Prunea-Bretonnet
Universität Bukarest (Rumänien); CERPHI, ENS Lyon (Frankreich)
Stipendium für Aufklärungsforschung
Laufzeit des Stipendiums: 13.10.2015–17.12.2015
Forschungsprojekt
Die Bestimmung der Metaphysik in den 1760er Jahren: Merian, Maupertuis’ Erbe und die Umdeutung der „ersten Wissenschaft“
Im geplanten Forschungsvorhaben soll J.B. Merians Metaphysikverständnis untersucht werden, unter besonderer Berücksichtigung seiner Stellung im Discours sur la métaphysique. Wichtig für seine Redefinition von “erster Wissenschaft” (“science première”) ist, einerseits, sein Verhältnis zu Maupertuis’ Philosophie und, andererseits, die Spannung zwischen seiner Bewunderung für Mendelssohns metaphysische Lehre, die sowohl der Popularphilosophie als auch dem Wolffianismus nahe steht, und seine Kritik am Wolffschen Rationalismus. Das Ziel dieser Forschung ist es dabei die Argumentationsstruktur, die Artikulierung und die Entwicklung Merians Standpunktes nach seinem Eintritt in die Berliner Akademie darzulegen. Seine Thesen bieten im Rahmen der Debatte über die Bestimmung der Metaphysik als Wissenschaft und über das Verhältnis der Philosophie zu Mathematik und Physik eine besondere Perspektive. Hierbei ist die Zusammenfassung, die er im Discours veröffentlicht, besonders wichtig, nicht nur weil dieser Überblick eine Abhandlung über das Metaphysikverständnisses des Anti-Wolff-Lagers innerhalb der Berliner Akademie im Jahre 1765 darstellt, sondern auch weil er das Ergebnis der Preisaufgabe von 1763 erörtert. In seinen Überlegungen, die über ein rein empiristisches Verständnis von Philosophie weit hinausgehen, beurteilt Merian die Debatten mehrerer Jahrzehnte, und dies zu einem Zeitpunkt, der selbst eine wichtige Stufe im Selbstverständnis der Philosophie und ihrer Unabhängigkeit von der Mathematik darstellt. Es handelt sich hier um ein entscheidendes Element der philosophischen Welt der 1760er Jahren und um einen essentiellen Moment des Übergangs zu Kants metaphysischer Lehre.