Dr. Robert Bernsee
Dr. Robert Bernsee
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg/
Georg-August-Universität Göttingen
Stipendium für Aufklärungsforschung
Laufzeit des Stipendiums: 07.09.2015–06.10.2015; 05.09.2016–30.09.2016
Forschungsprojekt
Whistleblowing in der Aufklärung? Radikale Korrespondenznetzwerke Deutschlands und Großbritanniens um 1800 im Vergleich
Whistleblowing erscheint uns als Gegenwartsphänomen und eine Begleiterscheinung des ‚digitalen Zeitalters‘. Allerdings hat die historische Korruptions-, Skandal- und Kriminalitätsforschung jüngst herausgestellt: Das Aufdecken von Missständen und das Streben nach Transparenz sind keineswegs neue Phänomene, sondern begleiten die europäischen Gesellschaften spätestens seit der Aufklärung in erstaunlicher Regelmäßigkeit. Ziel des Projektes ist es, das Phänomen Whistleblowing im späten 18. Jahrhundert vergleichend zu untersuchen. Gegenstand sind radikale Korrespondenzgesellschaften in Deutschland und Großbritannien. So etwa entstand in Halle während der 1780er Jahre die ‚Deutsche Union‘. Dessen Gründer, Karl Friedrich Bahrdt, errichtete damit ein reichsweites Netzwerk aus Korrespondenten, um Missstände in der Verwaltung an die Öffentlichkeit zu bringen. Das Forschungsprojekt soll einen originären Beitrag dazu leisten, das Gegenwartsphänomen Whistleblowing zu historisieren. Es soll erstmals seine Traditionen in der Vergangenheit freilegen, zumal während der Aufklärung und seine nationalen Besonderheiten im europäischen Kontext sichtbar machen.