Hybridedition von F. D. E. Schleiermachers Vorlesungen über Christliche Sittenlehre
Theologische Ethik als Kulturtheorie. Hybridedition von F.D.E. Schleiermachers Vorlesungen über Christliche Sittenlehre und ihre historische und systematische Erschließung
Prof. Dr. Jörg Dierken (MLU Halle-Wittenberg)
Prof. Dr. Arnulf von Scheliha (WWU Münster)
Prof. Dr. Notger Slenczka (HU Berlin)
Dr. Sarah Schmidt (BBAW Berlin)
Die Projektlaufzeit beträgt 10 Jahre.
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG-Langfristvorhaben)
Laufzeit: 10 Jahre (Start: 2021)
Ausführende Stelle (Halle): Lehrstuhl für systematische Theologie / Ethik (MLU)
Projekthomepage: https://schleiermacher-digital.de/
In Halle wird das folgende Teilprojekt bearbeitet:
Systematische Erschließung von Schleiermachers Christlicher Sittenlehre
Wiss. Mitarbeiter und Bearbeiter: Dr. des. Karl Tetzlaff
Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, der „Kant der protestantischen Theologie“, gehört auch zu den großen Systemarchitekten der klassischen deutschen Philosophie. Seine Vorlesungen zur Christlichen Sittenlehre nehmen eine zentrale Stellung in seinem Werk ein, insbesondere in ihrer Komplementärposition zur dogmatischen Glaubenslehre und zu den Vorlesungen zur Praktischen Theologie als auch zu den Vorlesungen über Philosophische Ethik. Auch werkgenetisch kommt der Christlichen Sittenlehre eine besondere Rolle zu, denn die Jahrgänge der Vorlesung dokumentieren die Entwicklung des Schleiermacherschen Denkens über die letzten drei Jahrzehnte seiner Wirksamkeit gerade hinsichtlich des für ihn zentralen Programms einer Durchdringung der Gegenwartskultur mit dem ‚Geist des Christentums‘. Das wissenschaftliche Interesse an Schleiermachers Ethik als Kulturphilosophie ist in den letzten zwanzig Jahren stark gestiegen. Die Konjunktur der auf Schleiermachers Kulturphilosophie und (christliche) Ethik bezogenen Forschung leidet indes darunter, dass die Vorlesungen sowohl über die Philosophische Ethik als auch über die Christliche Sittenlehre nur in einer unzulänglichen Form zugänglich sind und kritische Textausgaben fehlen, die den heutigen editionswissenschaftlichen Standards entsprechen.
Das Forschungsvorhaben ruht auf drei Kompetenzsäulen: Edition (BBAW, Schleiermacher-Forschungsstelle), Digital Humanities (BBAW, DH-Projektgruppe TELOTA) und historisch-systematische Forschung (HU Berlin, MLU Halle Wittenberg, WWU Münster). Diese bilden einen integralen Zusammenhang, der in drei Richtungen Synergien freisetzt und das dringende Desiderat erfüllt, die für Schleiermachers Denken und seine geschichtlichen Wirkungen zentrale Christliche Sittenlehre textlich und inhaltlich zu erschließen.
Das Ziel des Projekts ist es, auf Grundlage einer historisch-kritischen digitalen Edition die gesamte Überlieferung zur Christlichen Sittenlehre zu erschließen, aufgrund aktueller DH-Standards im Open Access zu präsentieren und mit einer Druckausgabe ausgewählter Textzeugen im Rahmen der Kritischen Gesamtausgabe (KGA) zu verbinden. Es werden dafür alle erhaltenen Manuskripte Schleiermachers ab 1809 sowie alle Vorlesungsnachschriften aus 6 überlieferten Jahrgängen ab 1820 berücksichtigt. Die Textzeugen sollen synoptische parallel lesbar und durch einen übergreifenden Themenbaum und ein Schlagwortregister miteinander vernetzt und nach chronologischen Aspekten angeordnet werden können.Der hist.-syst. Forschungsstrang erschließt auf der Basis der neu und z. T. erstmals edierten Quellen zur Sittenlehre einen zentralen Bestandteil des Schleiermacherschen Systems als christliche Sozial- und Institutionentheorie und arbeitet damit einerseits der sachlichen Kommentierung der Edition zu, andererseits werden die Folgen für die Neukonturierung der Position Schleiermachers und der Gewinn in gegenwärtigen philosophischen und theologischen Ethik-Debatten vorbereitet und angestoßen.