Ort und Orte der Religion in der Aufklärung
Projektleiter: Prof. Dr. Sabine Volk-Birke, Prof. Dr. Daniel Fulda
In den letzten Jahrzehnten hat eine methodisch und disziplinär vielfältige Forschung das Verhältnis von Aufklärung und Religion untersucht; dabei sind Fragen nach der Entstehung säkularer Räume ebenso behandelt worden wie die Entwicklung säkularer Diskurse und Institutionen, sowie der Einfluss der Aufklärung auf die Religion. Gleichzeitig hat eine breite Forschung zum spatial turn auch das Verhältnis von Religion(en) zum Raum im wörtlichen wie im übertragenen Sinn vor allem in der Kultur der Gegenwart thematisiert. Vom Kampf um heilige Stätten bis zu Auseinandersetzungen über neue sakrale Bauwerke in gewachsenen Stadtvierteln, von der Nutzung öffentlichen Raums für religiöse Feiern bis zu Haltungen des betenden Körpers im Raum: die Diskussion über die Verortung der Religion in der Gesellschaft gewinnt zunehmend an Aktualität und Brisanz. Vor diesem Hintergrund soll die Frage nach dem Ort und den Orten, die von der Religion besetzt oder ihr zugewiesen werden, für die Epoche der Aufklärung neu gestellt werden. In welcher Umgebung entfalteten sich religiöse Ausdrucksformen und wie prägten Vorstellungen des Religiösen das Verständnis von Grenzen, Bereichen und Schauplätzen? Welche Ortsveränderungen erfuhren die Praktiken und Ideen, die wir heute als religiös bezeichnen, in dieser Epoche, entweder von einer Kultur oder einem konkreten Ort zu einem anderen oder über bisher als verbindlich angesehene Grenzen im Fühlen und Denken hinweg, in Verhaltensweisen und Gemeinschaften oder innerhalb des Selbstverständnisses einer Person? Und schließlich: wie trug religiöses Handeln, Fühlen oder Denken zu den Konzeptionen von Ort und Raum in der Epoche bei? In Großbritannien findet diese Auseinandersetzung nicht nur zwischen freigeistig oder atheistisch geprägten Positionen einerseits und christlichen Überzeugungen andererseits statt, sondern auch zwischen der anglikanischen Staatsreligion, dem Katholizismus, und dem Nonkonformismus, während die Erfahrungen mit dem Islam, oder indigenen Religionen, z.B. in den Kolonien, der Konzeption des Raums weitere Dimensionen hinzufügen.
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