Projekt: Skulptur und Sakralität
Skulptur und Sakralität. Bildhauerische Neukonzeptionen in religiösen Bildräumen von Paris am Übergang zur Moderne (1700-1850)
Projekt: Skulptur und Sakralität. Bildhauerische Neukonzeptionen in religiösen Bildräumen von Paris am Übergang zur Moderne (1700-1850)
Leitung: Prof. Dr. Wiebke Windorf
Umfang: Eine Prädoc-Stelle 65%
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit: 3 Jahre (ab April 2023)
Wiss. MA in Halle: Julie Laval M.A.
Ausführende Stelle in Halle: Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und IZEA
Projektbeschreibung
Im einerseits durch politisch-institutionelle Kontinuität sowie andererseits durch tiefgreifende gesellschaftlich-kulturelle Umbrüche geprägten Zeitraum von 1700 bis um 1850 soll erstmals in einer vergleichenden Studie die religiöse Skulptur untersucht werden, die maßgeblichen Anteil an der Neugestaltung von repräsentativen Pariser Kirchenräumen nahm. Im Fokus stehen die komplexen Skulpturensembles im Chor oder der zentralen Chorscheitelkapelle von Notre-Dame de Paris (1710er Jahre), Saint-Sulpice (1733–1770er Jahre), Saint-Roch (1752–1760), der Madeleine (1830–1840er Jahre) sowie Saint-Vincent-de-Paul (1840er Jahre). Anhand der Analyse und Kontextualisierung der fünf Fallbeispiele am Übergang zur Moderne soll entgegen gängiger Forschungstendenzen die erfolgte lapidare Abwertung der sakralen Skulptur des 18. Jahrhunderts als ein barock-restauratives Repetieren Roms sowie die den Konzeptionen des 19. Jahrhunderts bereits von Zeitgenossen unterstellte Ausdruckslosigkeit dekonstruiert werden. Dahingegen gilt es, den Innovationsschub aufzuzeigen, der sich in den religiösen Bildräumen durch die prominenten skulpturalen Inszenierungen vor dem Hintergrund unterschiedlichster neuer Herausforderungen wie den liturgischen Reformen nach dem Tridentinum, den architekturtheoretischen sowie religionskritischen Diskursen, der gesellschaftlich-kulturellen Zäsur durch die Revolution und der von Kontinuitäten und Diskontinuitäten geprägten Zeit nach der Revolution bis zum Ende des französischen Königtums vollzog. Sowohl die zeitliche, kirchenhierarchische, architektonische als auch auftraggeberische Unterschiedlichkeit der fünf case studies in Kombination mit der Beteiligung von unterschiedlichen Künstlern bietet ein breites Fundament, um aussagekräftige Erkenntnisse in Hinblick auf die sakrale skulpturale Produktion und deren Entwicklung am Übergang zur Moderne erwarten zu können.
Im Zentrum steht die Analyse der von Edme Bouchardon, Etienne-Maurice Falconet, Jean-Baptiste Pigalle, Carlo Marochetti und François Rude entwickelten unterschiedlichen Strategien, die mit individualisierten Artikulationen von menschlicher Psyche den den liturgischen Reformen innewohnenden Partizipationsappell an den Laien unterstreichen oder mit heftig ,rezensierten‘ ikonografisch komplexen Raum-Skulptursystemen den aktualisierten sakralen Räumen einen Platz in den zeitgenössischen Diskursen sichern. Schließlich handelt es sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts um Figurenkonzeptionen, die einen wesentlichen Grundstein auch und vor allem für einen säkularen Skulpturenkatalog der Moderne markieren. Das Projekt macht sich zur Aufgabe, anhand der neuartigen Strategien, die in Paris zwischen 1700 und 1850 entstehen, der Suche dieser verschiedenartigen Künstler nachzugehen, Religiosität in Zeiten des Wandels und des Diskurses zu begreifen und eine ebenso zeitgemäße wie überzeugende Lösung hervorzubringen.