Die deistische Reformation. Religion und Politik in der Französischen Revolution
(Antragstellung bei der DFG im SS 2019)
Projektleitung: PD Dr. Damien Tricoire,
Projektbearbeiter: Mathias Sonnleithner
Das Projekt soll einen Beitrag zur Wiederentdeckung der Religiosität des 18. Jahrhunderts leisten. Die deistische Bewegung der Revolutionszeit soll in religions- und politikhistorischer Perspektive erstmals eingehend untersucht werden. Sowohl die Deismusforschung als auch die Historiographie zur Französischen Revolution haben es in der Tat bislang weitgehend versäumt, die Geschichte der Bemühungen um eine religiöse Erneuerung unter dem Zeichen des Deismus in der Französischen Revolution zu erforschen. Eine Besonderheit des Projekts besteht darin, eine Brücke zwischen Ideengeschichte und religiöser bzw. politischer Praxis zu schlagen. Die sog. „revolutionären Kulte“ (Kult der Vernunft, Kult des Höchsten Wesens, Theophilanthropie) sollen in der Geschichte der Suche nach religiöser Reinheit und ursprünglicher Religion kontextualisiert werden. Dabei soll das Projekt vielfach an Forschungserkenntnisse zum Konfessionellen Zeitalter anknüpfen.
Folgende Fragen stehen im Zentrum des Vorhabens:
- Inwiefern kann man von einer Einheit des Deismus und der revolutionären Kulte sprechen?
- Inwieweit standen die deistischen Bemühungen um religiöse Erneuerung in der Kontinuität zu christlichen Reformationsbemühungen?
- Inwiefern waren die deistischen Kulte populär?
- Welchen Stellenwert hatten die deistischen Reformationsbemühungen in der politischen Geschichte der Französischen Revolution?
Folgende Phänomene werden besonders untersucht:
Bilderstürme;
Bücherverbrennungen;
Herausbildung von Kultgemeinschaften;
Umwidmung und Umbau von Kirchengebäuden;
Kulthandlungen und Zeremonien;
Konkurrenz zwischen Kultgemeinschaften und Widerstände gegen die deistische Reformation;
Zusammenhang mit politischen Auseinandersetzungen.
Das Drittmittelprojekt wurde im März 2020 von der DFG für drei Jahre bewilligt. Mit der Berufung von Damien Tricoire auf die Frühneuzeit-Professur in Trier ist das Projekt zwar an die Universität Trier übergesiedelt; Herr Sonnleithner forscht vorläufig weiter als Gast des IZEA in Halle.