Kants Begriff der (Un)Mündigkeit
Prof. Dr. Heiner Klemme
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Projektbeginn: 2018
Seit 2021 zweite Förderphase; Laufzeit: 18 Monate
Umfang: Zwei 100% Stellen
Ausführende Stelle: MLU, Seminar für Philosophie
Wiss. Mitarbeiter: Dr. Gabriel Rivero und Daniel Stader
Das Projekt setzt sich zum Ziel, die Bedeutung des Begriffs der (Un)Mündigkeit bei Kant unter Berücksichtigung der Entwicklungsgeschichte seiner Philosophie und der obligationstheoretischen Voraussetzungen seines Aufklärungsprogramms zu erforschen. Es soll einen signifikanten Beitrag zum Verständnis von Kants Philosophie, des „Zeitalter[s] der Aufklärung“ (Kant) sowie der Relevanz seiner Philosophie der Aufklärung für die Gegenwart leisten.
In der ersten Projektphase hat sich die enge Verzahnung des Begriffs der (Un)Mündigkeit mit Kants Konzeption der Verbindlichkeit sowie mit Begriffen wie „Orientierung im Denken“, Selbstbestimmung, Selbsterhaltung und Humanität als besonders aussagekräftig erwiesen. Demnach ist der Begriff der (Un)Mündigkeit nicht nur zur Erläuterung von Kants Begriff der Aufklärung unverzichtbar. Vielmehr verweist er auf das Zentrum von Kants Philosophie im Ganzen. Seine kritische Philosophie steht im Dienste einer praktisch motivierten Sorge um sich selbst, deren Wert und Würde sich durch Freiheit und Selbsttätigkeit erläutern. Diese Selbsterkenntnis muss durch eigenes Denken und Tun in der Welt vollzogen und sie muss als Vermögen erhalten werden. Die auf Mündigkeit zielende Aufklärung ist ein im Prinzip nicht abschließbarer Prozess, der auf eine durch die Normen und Verbindlichkeiten unseres Denkens und Wollens geleitete praktische Orientierung zielt.
Das Arbeitsprogramm der zweiten Förderphase umfasst sechs Themen: 1. „Sich selbst erhalten“. Über einen Leitbegriff von Kants praktischer Philosophie und ihrer systematischen Bedeutung; 2. Kants Konzeption der Verbindlichkeit vor dem Hintergrund seiner Vorlesungen über Ethik und Metaphysik nach Baumgarten; 3. Die (Un)Mündigkeit der Menschengattung: Ursprünge und Strukturen von Kants Geschichtsphilosophie; 4. Sensus Publicus: Genesis der Interaktion von Vermögen und Öffentlichkeit; 5. Religionskritik als negative und positive Bedingung der Mündigkeit; 6. Die Erweiterung der Pflichten als Ausgang von Naturzuständen. Zu Mündigkeit und Begründung legitimer Autorität.
Für das im Februar 2018 begonnene, DFG-geförderte Projekt zum Thema "Kants Begriff der (Un)Mündigkeit in historischer und systematischer Perspektive" wird seit dem 1. Februar 2021 die zweite Förderphase durchgeführt. Projektmitarbeiter sind Dr. Gabriel Rivero und Daniel Stader.